Schwerpunktthema: Wohlbefinden mit Grün
„Baut heller, denn wo im Raum Pflanzen gedeihen, gedeiht auch der Mensch“ resümiert der Gartenbau-Marketingtechniker Engelbert Kötter aus den Ergebnissen einer Studie über die Wohlfahrtswirkung von Pflanzen.
Zweijähriges Forschungsprojekt
Das Bayrische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erteilte der Bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim den Auftrag für ein zweijähriges Forschungsprojekt, das im Dezember 1999 abgeschlossen wurde. Herausgefunden werden sollte, ob Pflanzen in Bürogebäuden eine Wohlfahrtswirkung haben und zur Aufwertung der Umgebung führen. Das ist ein Forschungsfeld mit hoher Relevanz, denn in der Bundesrepublik sind rund 17 Millionen Menschen in Büros beschäftigt, in denen sie 80 Prozent ihrer Tageszeit verbringen. Viele fühlen sich dort nicht wohl, denn immerhin 6,75 Millionen Arbeitsplätze weisen Mängel auf. Für 5 Prozent der Befragten ist das Raumklima das zentrale Problem an ihrem Arbeitsplatz.
Begrünung von Büroräumen
In die bayrische Studie wurden Berater der Disziplinen Arbeitsmedizin, Psychologie und Raumbiologie eingebunden, um die Bedeutung von Pflanzen in Räumen möglichst umfassend zu bewerten. Untersucht wurden die Auswirkungen der Begrünung auf Wohlbefinden, Gesundheit und Arbeitsleistung. Dazu wurden 94 Büros begrünt, in denen insgesamt 139 Versuchsteilnehmer arbeiteten. Im Laufe der Studie wurden 14 Befragungen durchgeführt. Unter anderem ging es um die persönliche Raumwahrnehmung der Probanden, ihr Entspannungs- und Belastungsprofil sowie ihre persönliche Einstellung zu Pflanzen.
Eine weitere Komponente der Studie waren physikalische Untersuchungen wie luxmetrische Lichtmessungen, um Helligkeitseindrücke zu gewinnen, und die Erfassung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit mit Hilfe eines Datenloggers. Da Licht der begrenzende Faktor für Pflanzen in Räumen ist, wurde untersucht, wie hoch der tatsächliche Lichtwert in Arbeitsräumen ist. Dabei zeigte sich, dass von den 100 Prozent Licht, die draußen an der Scheibe zu messen sind, am Arbeitsplatz selbst maximal nur noch 4 Prozent ankommen. Arbeitsräume weisen also einen sehr geringen Anteil an natürlichem Licht auf, was für die Pflanzenhaltung problematisch ist.
Bei Messungen der Luftfeuchtigkeit in den begrünten Bürogebäuden ergab sich durch die Pflanzen eine Erhöhung der Werte um 2 bis 5 Prozent. Durch die gezielte Begrünung mit so genannten ‚Prima-Klima-Pflanzen‘ lassen sich diese Werte sogar noch erhöhen.
Fazit der Studie
Insgesamt bewies diese Studie, dass begrünte Büros von Menschen als gesundheitsfördernder, luftfeuchter, stresslindernder und konzentrationsfördernder empfunden werden als Arbeitsräume ohne Pflanzen. Lebendiges Grün bewirkt eine Aufwertung des gesamten Arbeitsumfeldes, denn der Raum wirkt luftiger, vertrauter, farbiger und anziehender. Zwar ergab die Untersuchung, dass Menschen durch die Bürobegrünung manchmal etwas abgelenkt werden und den Blick schweifen lassen, aber dadurch gewinnen sie kleine Momente der Entspannung und Entlastung, was sich positiv auf ihre Arbeitsleistung auswirkt.
Ein weiteres Untersuchungsresultat war, dass die Menschen, die Pflanzen mögen, sich wesentlich seltener deprimiert oder ärgerlich fühlten als diejenigen, denen Pflanzen egal sind. Möglicherweise sind Menschen, denen Pflanzen nahe stehen, ruhiger und ausgeglichener. Wie die Studie belegt, ist die wichtigste Wirkung von Pflanzen in Büroräumen die Steigerung des Wohlbefindens, dicht gefolgt von der Erhöhung der Luftfeuchtigkeit. Auch zu Staub- und Lärmreduzierung tragen die Pflanzen bei.
Probleme bringt die Begrünung von Büroräumen nicht mit. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass aus Erdsubstraten und Hydrokulturen keine Pathogene in die Räume hineingetragen werden. Auch das allergene Potential von Zimmerpflanzen ist sehr gering. Allerdings kann nur eine gezielte Grünplanung in Räumen optimalen Nutzen bringen. Wenn Begrünung nicht schon vor der Bauphase vorgesehen ist, kommt es oft zu Notlösungen, wie z.B. dem nachträglichen Einbau von Kunstlicht.
(pfp)